Trauritual: Die Piñata

Lesestoff

Piñata und Hochzeit? Wie geht das?

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, in jedem meiner Trauungen ein außergewöhnliches Trauritual einzubauen. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass ich jedes Mal das Rad neu erfinden kann.

Das wäre auch gar nicht möglich. Trotzdem versuche ich, selbst bei Trauritualen, die ich mehrfach verwende, jedes Mal einen kleinen Twist einzubauen. Die Piñata ist ein solches Trauritual.

Die einfachste Version der Piñata als Trauritual wäre natürlich ein großes rotes Herz. Mit Konfetti, Blüten oder Süßigkeiten. Süßigkeiten lassen sich ganz einfach auf Amazon in großen Packs kaufen.

Und die Herzpiñata ist auch überall erhältlich.

warum aber nicht anders?

Wenn ich die Piñata in meine Trauungen einbaue, dann versuche ich sie allerdings immer mit einem Symbol, das auf das Hochzeitspaar passt, zu versehen. Das bedeutet, bei mir würde es keine Herzpiñata geben, sondern vielleicht eine Fischpiñata, weil der Bräutigam super gerne angelt, zusammen mit seinem Sohn.

Oder eine Hundepiñata, weil das Hochzeitspaar eigentlich super gerne noch zwölf mehr Hunde adoptieren würde. Solche Kleinigkeiten, die man auch super schön in den Redefluss einbauen kann, um später darauf dann beim Trauritual zu verweisen, machen eine Zeremonie einfach gleich deutlich individueller und personalisierter. Selbst wenn es nicht so ein großer Aufwand ist.

Das gewisse etwas darf nicht fehlen.

Natürlich muss in der Piñata auch irgendetwas sein, das für den Fortlauf der Zeremonie wichtig ist. Üblicherweise packe ich die Eheringe der beiden hinein. Ich habe aber auch schon mal die Eheversprechen hinein gepackt.

Oder Schlüssel, die die Truhe, in der sich die Ringe verstecken, aufschließen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, wie das in eine Trauung eingebaut werden kann. Wichtig ist eben nur der Personalisierungsfaktor.

In einer Trauung, eben jener mit dem Fisch als Piñata, hatte ich flache Steine besorgt und in die Piñata gefüllt. Es waren nur 12 oder 15, aber das hatte ausgereicht. Denn der Sohn des Hochzeitspaars sammelt für sein Leben gerne Steine.

Und während er dann fröhlich an der Piñata zog und die Steine rauspurzelten, sah ich seine Augen strahlen. Er schnappte sich natürlich gleich einen, aber die anderen behielt ich, denn das war noch ein Teil des Gästerituals.

Gästerituale mache ich normalerweise erst nach der Trauung, damit die Gäste während der Hochzeitsfeier auch noch eine kleine Aufgabe haben und dem Hochzeitsfeier ein Andenken hinterlassen.

Beispielsweise in diesem Fall hatte ich die Steine dann auf den Gästetisch gelegt, zusammen mit Acrylstiften (einer meiner Lieblingsstifte, wenn man sowas denn hat). Die Gäste durften die Steine dann in Gemeinschaftsprojekten ausmalen, sodass der kleine Sohnemann dann 12 bis 15 personalisierte bunte Steine mit in seine Sammlung nehmen konnte. Natürlich war das jetzt kein Andenken an das Hochzeitspaar, aber die strahlenden Elternaugen werde ich auch nie vergessen.

Ein andermal waren kleine selbstgebackene Bananenbrotstückchen in Tüten als Beigabe in der Piñata versteckt, weil der Bräutigam für sein Leben gerne Bananenbrot isst. Ich habe mich vorher sogar mit der Trauzeugin in Verbindung gesetzt, die dann heimlich von der Braut das Originalrezept besorgt hat, sodass die Bananenbrotstückchen genauso geschmeckt haben, wie wenn es die Braut gebacken hätte.

Solche Kleinigkeiten machen ein äußerlich erst mal generisches und langweilig wirkendes Brauritual einfach besonders. Und deswegen baue ich es trotzdem super, super gerne ein.

Ein kleiner Tipp für Nachmacher:innen.

Für diejenigen unter euch, die sich überlegen, das nachzumachen, kann ich noch einen Tipp da lassen.

Einerseits braucht ihr natürlich ein Stativ, das allerdings relativ schwer ist, denn wenn man an der Piñata zieht, dann braucht man auf jeden Fall ein Gegengewicht. Und im Zweifel muss die Traurednerin oder der Trauredner dann eben selber ran und das festhalten.

 

Es gibt übrigens auch zwei Arten von Piñatas:

  1. Wer sich mit Piñatas noch nie beschäftigt hat, dem war das vielleicht nicht bewusst. Aber es gibt Piñatas, die man kaputt machen muss, mit einem Stock, so wie man es eben aus den mexikanischen Traditionen kennt.
  2. Und es gibt Piñatas, die sogenannte Zugpiñatas sind. Das sind Piñatas, die eine kleine Falltür am unteren Ende verbaut haben, an der Schnüre hängen. Eine einzige Schnur betätigt die Falltür, alle anderen sind einfach nur abreißbar. Und so muss man eben die richtige Schnur finden, um die Falltür zu öffnen. Der Nervenkitzel für die Traurednerin oder den Trauredner ist dann natürlich, ob die Falltür auch wirklich funktioniert. Aber in meiner Erfahrung hat es bisher immer geklappt. Selbst wenn das Hochzeitspaar die allerletzte Schnur ausgewählt hat. Diese Zugpiñatas sind ehrlicherweise meine Favoriten. Denn dann bekommt das Hochzeitspaar natürlich noch ein Andenken mit nach Hause, das eigentlich so gut wie nicht kaputt ist. Bis auf die Falltür.

 

Es kommt natürlich ganz darauf an, wie man das in die Zeremonie einbauen möchte. An einer Stelle hatte ich eine mittelalterlich, märchenhaft angehauchte Trauzeremonie. Und dabei durfte das Hochzeitspaar mit Schwertern einen Drachen erschlagen.

Das war natürlich die “normale” Piñata. Und dementsprechend war das das einzige Mal, an dem eine Piñata auch wirklich kaputt gemacht werden musste. Da es einfach in die Handlungsgeschichte der Zeremonie so perfekt gepasst hat.

Aber der Bräutigam hat es schlau gemacht und tatsächlich nur auf eine Seite der Piñata geschlagen. Der Drache wurde erschlagen und die andere Seite war komplett unversehrt, sodass sie trotzdem ein Andenken mit nach Hause nehmen konnten. Und in diesem Fall waren kleine Legosteine in der Piñata versteckt, mit denen die Gäste dann später einen Turm bauen durften und im Anschluss an die Zeremonie und ihren Namen darauf verewigten (denn der Bräutigam war absoluter Lego-Fan).

Ihr seht, auch wenn ich Piñatas super gerne und vergleichsweise häufig verwende, versuche ich doch immer eine Besonderheit oder zwei in meine Zeremonien einzubauen.

Nur weil man ein Ritual mehrfach verwendet, heißt es nicht, dass es nicht auf das Hochzeitspaar 100% abgestimmt ist und so nicht wiederverwendbar wäre. Ich persönlich bin ein großer Fan von Piñatas, weil sie einfach Spaß machen. Sie sind auch eine gute Unterhaltung für die Gäste, die das sehr gut mitverfolgen können.

Und letztendlich sind sie natürlich auch ein wunderschönes Erinnerungsstück an eine ereignisreiche und super persönliche freie Trauung.

Fotograf: Alex von Mr & Mrs Yes

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