Kleiner Disclaimer vorab: Wenn ich hier von Personen weiblichen Geschlechts oder Identifizierung spreche, schließe ich Personen männlichen Geschlechts oder Identifizierung mit ein. Hier geht es ums Prinzip.
Wieso dieser Artikel wichtig ist.
Dieser Artikel ist wichtig. Warum? Weil ihr meistens nur das Ergebnis seht von all der Arbeit, Zeit und Liebe, die ich in meinen Beruf stecke.
Ihr seht nicht die Stunden, die ich damit verbringe, mir sinnvolle Fragen für das Traugespräch zu überlegen, eure FAQs durchzulesen, eure VIPs zu koordinieren.
Wenn ihr eins meiner Hochzeitspaare seid, seht ihr mich beim Kennenlerngespräch, lest ein wenig von mir in WhatsApp und wir quatschen einige Stunden im Traugespräch und beim Locationcheck.
Seid ihr “nur” Gäste auf einer meiner Trauungen, dann seht ihr noch weniger, was hinter den Kulissen läuft.
Was dieser Artikel euch nicht sagen will.
Dieser Artikel ist nicht dazu da, euch meinen Prozess vom Kennenlerngespräch bis zur freien Trauung zu erklären. Das mache ich gerne persönlich im Kennenlerngespräch selber.
Stattdessen will ich euch zeigen, was eine Hochzeitsdienstleisterin, eine freie Traurednerin, in der Hochzeitsbranche noch so macht, außer “da vorne stehen und reden” und eben diese Rede vorzubereiten.
Das Geht in der Hochzeitsbranche.
Networking ist das A und O der Hochzeitsbranche. Wer kennt wen, der wen kennt. Nicht nur in Coronazeiten war das super wichtig, denn wenn der Buschfunk gut funktioniert, kann man auch innerhalb von 24 h einen Ersatz finden, wenn man wegen Corona keine Trauung halten kann (ist mir leider wirklich passiert, aber alles ging gut am Ende).
Und wie netzwerkt man nun in der Hochzeitsbranche?
Networking: Hochzeitsmessen.
Hochzeitsmessen sind nicht nur dazu da, potenzielle Hochzeitspaare zu finden und anzusprechen, sondern auch zum Netzwerken. Wer selber noch nie Aussteller:in auf einer Messe war, weiß das vielleicht nicht. Stell dir vor, du stehst zweimal 8 h lang auf ca. 12 qm in einer vollen Halle zusammen mit anderen Leuten auf ihren 12 qm und wartest, dass Kund:innen kommen. Ist ja klar, man beginnt sich zu unterhalten, über die Messe, die Saison, das Business… man tauscht Visitenkarten und Flyer aus, schaut sich die anderen Stände an, bespricht Preise und zukünftige Projekte.
Hochzeitsmessen kosten aber auch Zeit und Geld. Ich kann mich nicht einfach hinstellen und meine Dienstleistung bewerben. Ich brauche Flyer, Visitenkarten, Roll Ups im Corporate Design, ein Messekonzept für den Stand, Zeit zum Auf- und Abbau, ggf. Möbel und Blumen von Extern. Das vorzubereiten ist ein großer Zeitfresser und nimmt eben auch Arbeitszeit in Anspruch, die ich nicht für das Zaubern von Traureden verwenden kann.
Networking: Meetups.
Dann gibt es da noch Meetups, meistens Abendveranstaltungen, bei denen sich nur Dienstleisterinnen und Dienstleister aus der Hochzeitsbranche treffen und vernetzen. Klar, da gibt’s Cocktails und Fingerfood, aber Arbeit ist es trotzdem. Und für nebenberuflich Selbstständige ein weiterer langer Abend, an dem nicht entspannt werden kann, während am nächsten Tag der Hauptjob wieder ruft.
Meetups sind normalerweise super spaßig und ich gehe auch gerne hin, da sie außerhalb der Saison sind, damit auch alle Zeit haben. Letztendlich gehört es eben auch dazu, sich zu vernetzen.
Schon mal was von Styled Shootings gehört?
In der Hochzeitsbranche kann man sich seit Jahr und Tag nicht einigen, ob es nun “Style Shooting” oder “Styled Shooting” heißt. Prinzipiell sind nämlich beide Varianten korrekt.
Ein “Style/Styled Shooting” ist eine Kollaboration zwischen vielen verschiedenen Hochzeitsdienstleistungen. Alle arbeiten an der Umsetzung einer “gestellten” Hochzeit, um zeigen zu können, was sie können. Alle stellen ihre Dienstleistung kostenlos zur Verfügung, bekommen aber dafür auch alle Bild- und Videorechte zu Vermarktungszwecken.
Sprich, der Brautladen stellt das Brautkleid für umsonst und bekommt dann aber auch viele Fotos von Detailaufnahmen des Kleids und dem Hochzeitspaar in Aktion. Die Konditorin kreiert entsprechend dem Thema des Styled Shootings (z.B. Frieda Kahlo, Boho, Western, Maritim etc.) eine tolle Torte, die dutzende Male abgelichtet wird. Die Fotos kann sie hinterher dann auf ihrer Website und Social Media verwenden.
Und ja, manchmal sind auch Traurednerinnen dabei, die dann eine Minirede halten und in Aktion abgelichtet werden.
Sehr viele richtig kunstvoll gemachte Hochzeiten, die ihr so auf Social Media sehen könnt, sind Styled Shootings, ohne dass sie als solche beworben werden. Ein Anhaltspunkt dafür, dass es eine “gestellte” Hochzeit war, ist, wenn sehr viele Dienstleistungen im Post verlinkt werden. Das ist bei echten Hochzeiten oftmals nicht der Fall, weil wir nicht alle wissen, wer alles beteiligt war.
Diese Bilder können manchmal die Realität verzerren, wie toll Hochzeiten werden können (wenn man viel Geld hat). Denn Styled Shootings sind meistens nur auf 4-6 Personen ausgelegt, da kann man natürlich die Tischdeko pompös und extravagant machen… bei 80 bis 100 Personen ginge das schnell ins Geld.
Aber auch Styled Shootings kosten Zeit, Geld und Vorbereitung. Es müssen viele Dienstleistungen koordiniert, ein Thema gefunden und kommuniziert und an dem Tag auch so umgesetzt werden, dass alle zufrieden sind. Ich selbst habe schon welche organisiert und kann euch sagen, einfach ist es nicht.
Dummerweise braucht man Traurednerinnen für ein normales Styled Shooting nicht, da wir eher ein Addon zu den Fotos vom Hochzeitspaar darstellen. Wer also Styled Shooting Fotos haben will als Rednerin, muss das Shooting meistens selbst organisieren. Und dann reden wir von wochen- bis monatelanger Arbeitszeit, bis das kreative Endprodukt endlich da ist, hoffentlich von tollen Fotografen abgelichtet werden und auf Social Media verwendet werden kann.
Auch das tun wir als Hochzeitsdienstleistende.
Hier findet ihr übrigens ein paar Fotos von Styled Shootings, die ich organisiert habe.
Und dann gibt's da ja noch Bürokram.
Bürokram ist ein schlechter Ausdruck für all das, was hinter den Kulissen abläuft.
Denn auch ich muss Rechnungen schreiben, Verträge prüfen, Blogartikel wie diesen schreiben, meine Website, Google Ads und Google auf Vordermann halten, Social Media bespielen und bestenfalls auch noch irgendwann ins Privatleben abschalten.
Die Hochzeitsbranche ist wie New York, sie schläft nie. Es gibt immer jemanden, der grade irgendwas macht, postet oder schreibt. Das nicht an sich selbst ranzulassen, ist manchmal schon schwierig.
Wir alle haben Businesses, an denen unsere Herzen hängen. Und wir stecken viel Zeit hinein, die nicht unbedingt direkt in die Dienstleistung fließt, die bei euch ankommt. Weil wir Profis sind, die für unsere Sache und euch Hochzeitspaare brennen. Da gehört dieser ganze Wust außenrum eben auch dazu.
Und auch da geben wir 142 %. Weil es super viel Spaß macht, weil wir super viele Gleichgesinnte kennenlernen und von euch mit einem strahlenden Lächeln an eurem großen Tag dafür belohnt werden..